Wie finde ich einen Literaturagenten? (Und wie schreibe ich dafür ein Exposé?)

Diese Frage habe ich schon öfter gehört und da ich nur weiß, wie ich selbst es mache und keinen Quatsch erzählen will, habe ich meine Agentin Sophie Wittmann von der Autoren- und Projektagentur Gerd F. Rumler angeklingelt, die mir erzählt hat, wie man es richtig macht. (Danke Sophie! Jetzt weiß ich das auch. 🙂 )

Die folgenden Informationen gelten grundsätzlich für alle Genres außer Lyrik.

Zum Anfang: Erstmal herzlichen Glückwunsch! Wenn du dir darüber Gedanken machst, wie du eine Agentur findest, hast du deinen Text schon geschrieben und im Vergleich zu all dem Bluten und Schwitzen wird das Exposé- und Anschreiben-Schreiben wesentlich einfacher, also keine Angst und frisch ans Werk!

1. Welche Agenturen kommen für mich in Frage?

Es ist wichtig, dass du dein Exposé nicht blind an alle Agenturen schickst, die Google dir ausspuckt, sondern dass du die Agenturen auswählst, die tatsächlich in dem Genre arbeiten, zu dem dein Buch passt. Agenturen sind üblicherweise auf bestimmte Bereiche spezialisiert (z.B. Kinder- und Jugendbuch) und verfügen dort über viele Kontakte. Es ist also in deinem eigenen Interesse, eine Agentur anzuschreiben, in deren Profil dein Text passt!

Nimm dir also kurz Zeit, die Websiten der Agenturen zu besuchen und frage dich:

  • Vertritt die Agentur AutorInnen und Projekte, die in den Bereich fallen, in dem du auch schreiben willst?
  • Hast du das Gefühl, du könntest gut mit der Agentur zusammenarbeiten?

Wenn du die Websiten gesichtet hast, kannst du dir eine Auswahl an Agenturen zusammenstellen, die du anschreiben willst. Auf den Websiten wirst du außerdem Informationen dazu finden, welche Materialien die Agentur von deiner Einreichung erwartet.

Literaturagenturen sind mittlerweile gut etabliert, weil sie sozusagen als „Filter“ für die Verlage arbeiten, die die Manuskripte tonnenweise ins Haus bekommen. Trotzdem gibt es natürlich auch hier schwarze Schafe. Eine seriöse Agentur vertritt dich auf ihr eigenes Risiko. Das heißt, du musst vorab kein Geld bezahlen – auch nicht für Vor-Lektorate oder Unterlagen. Die Agentur verdient ihr Geld damit, dass sie dich an einen Verlag vermittelt und dann von deinen Einkünften  eine Provision bekommt.

Eine Liste deutschsprachiger Literatur-Agenturen findest du hier:

http://www.text-manufaktur.de/agenturliste.html

2. Was muss ich der Agentur alles schicken?

  • ein Exposé
  • eine Leseprobe
  • ein Anschreiben
  • eine Vita
  • evtl. eine Bibliografie (d.h. eine Liste aller bisherigen Veröffentlichungen)
  • evtl. eine Liste der bereits angeschriebenen Verlage

Keine Bange, das gehen wir alles Schritt für Schritt durch, ja? Okay, los geht’s!

3. Was muss alles in mein Exposé?

Wichtig: Es gibt nicht DAS richtige Exposé. Das richtige Exposé für dein Buch hängt ab von … deinem Buch! Die folgenden Hinweise sind deshalb allgemein gehalten.

  • dein Name
  • deine Adresse
  • deine Anschrift, E-Mail und Telefonnummer
  • das Genre (damit man es beim ersten Anschauen schneller einordnen kann)
  • Seitenzahlen
  • Von der Länge her sollte dein Exposé (Kurzinhalt + ausführliche Inhaltsangabe) 1-2 Seiten lang sein.
  • An den Anfang stellst du einen Kurzinhalt von 3-5 Zeilen, der als „Teaser“ wirkt und Lust auf den Text macht. Das kannst du dir wie einen Buchklappentext vorstellen. Hier muss also noch kein Ende hinein.
  • Danach folgt eine ausführliche Inhaltsangabe, die den Inhalt des gesamten Textes, d.h. inklusive Ende, kompakt darstellt. Es muss nicht jeder Nebenstrang auserzählt werden und du musst auch nicht kapitelweise vorgehen. Konzentriere dich auf die wichtigsten Ereignisse deiner Geschichte. Wichtige Personen solltest du kurz nennen und am besten auch das Alter angeben, denn das erleichtert die Einordnung. Wenn deine Geschichte an einem besonderen Ort oder zu einer besonderen Zeit spielt (z.B. Historienromane) ist es hilfreich, wenn du das kurz darstellst, sodass man die Geschichte verorten kann.
  • Gern gesehen, aber nicht notwendig ist eine kurze (ca. zwei Zeilen) Beschreibung der wichtigsten Charaktere. Wenn du das reinbringen möchtest, solltest du es aber an den Schluss, d.h. hinter die ausführliche Inhaltsangabe, stellen.

4. Was nehme ich als Leseprobe?

Ganz wichtig: Ein Textstück vom Anfang und durchgehend. Schicke keinen Text aus der Mitte des Buches, weil du der Meinung bist, dass der Text da erst richtig in Fahrt kommt. Die späteren LeserInnen werden schließlich auch den Anfang des Textes lesen und wenn du mit dem Anfang nicht zufrieden bist, solltest du ihn noch einmal überarbeiten.

Schicke deinen Text erst dann los, wenn du wirklich damit zufrieden bist und ihn guten Gewissens aus der Hand geben kannst! Umfangreiche Veränderungen nach dem Verschicken kommen sowohl bei Agenturen als auch bei Verlagen nicht gut an, denn das bedeutet dann doppelte Arbeit!

Von der Länge her sind ca. 50 Seiten üblich – schau einfach, wann sich ein guter inhaltlicher Punkt für das Ende der Leseprobe findet. Wenn dein Kapitel auf Seite 45 oder auf Seite 54 endet, ist das auch okay.

5. Was kommt in mein Anschreiben?

Der Agentur geht es vor allem um deinen Text und dein Exposé. Das Anschreiben ist eher eine Höflichkeit. Schreibe am besten kurz, wie du die Agentur gefunden hast und warum du dich ausgerechnet für diese Agentur entschieden hast. Dann nenne dein Genre und den Titel deines Projekts. Wenn du irgendwelche herausragenden Veröffentlichungen (z.B. für gewonnene Preise) hast, kannst du das hier unterbringen.

6. Was brauche ich sonst noch?

Eine kurze Vita. Dabei geht es darum, dich als Person ein bisschen kennen zu lernen. Wo und wann bist du geboren? Gehst du noch zur Schule? Studierst oder arbeitest du – wenn ja was? Schreib einfach einen kleinen, interessanten Fließtext über dich. Du musst darin nicht jedes Schnupperpraktikum erwähnen. 🙂 Es schadet außerdem nicht, hier nochmal deine ganzen Kontaktdaten (Adresse + Mail + Telefonnummer) anzugeben.

Wenn du schon etwas veröffentlicht hast, eine kleine Bibliografie, wo du angibst, wo und was.

7. Wie lange muss ich auf eine Rückmeldung warten?

Die Agenturen bekommen viele Manuskripteinsendungen – es kann also etwas länger dauern, bis du eine Rückmeldung bekommst. Bis alle Manuskripteinsendungen abgearbeitet sind, können schon mal einige Wochen ins Land gehen – deshalb ist es wichtig, etwas Geduld mitzubringen!

8. Letzter Check:

Am besten, du lässt alles noch einmal von jemandem gegenlesen – es ist jedes Mal wieder verblüffend, wie viele Fehler man übersieht.

Dann digital eintüten, Adresse drauf und ab die E-Post!

Wenn du noch mehr Infos brauchst – inklusive Musterexposés –, empfehle ich dir die Autoren-Ratgeber meiner Freundin und Kollegin Sylvia Englert: hier und hier.

Ich drücke dir die Daumen, wenn du dein Buch in die große weite Welt hinausschickst!